Dienstag, April 03, 2007

Starke Hand im EU-Wettbewerb

Eigentlich wollte ich es vermeiden, politische Themen oder gar meine Meinung dazu in diesem Blog zu veröffentlichen. Aber ich möchte mal eine Ausnahme machen.

In der Regel fasst sich das "gemeine" Volk an den Kopf, wenn es um die Entschlüsse, Meinungen oder gesetzliche Festlegungen vieler Politiker geht. Das gilt sowohl für die jeweils nationalen wie auch EU-Politiker - das gilt so sicher nicht nur für das ewig nörgelnde und jammernde Deutschland. Nur zu oft scheinen die Hintergründe oder Denkweisen unserer Oberen nur bedingt nachvollziehbar (z.B. Abschuss von Bär Bruno) oder weltfremd (bahnfahrender Umweltminister, der seinen Wagen neben der Bahn hinterher fahren lässt).

Brüssel

Eine Person, die sich, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, wohltuend aus der Masse hervorhebt, ist EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.
Homepage: http://ec.europa.eu/commission_barroso/kroes/index_en.html

Kroes war 2004 eine wichtige Schlüsselfigur in dem spektakulären Kartellverfahren gegen Microsoft. (Zahlreiche Meldungen dazu u.a. im Heise Newsticker). Damals wurde ein Rekord-Bußgeld von 497,2 Millionen Euro verhängt. Die Meldung ging damals durch sämtliche Medien.


Auch in der Folgezeit ließ sie sich nicht von Microsoft auf der Nase herumtanzen, als Microsoft bei der Einhaltung der Auflagen herum zickte und drohte mit Strafen von weiteren 2 Millionen Euro - pro Tag!

Kampf der Musikindustrie

Doch Kroes gibt sich nicht damit zufrieden, nur Microsoft längst nötige Grenzen aufzuzeigen. Es neues Angriffsziel: iTunes.

Gerade erst schien Apple sich aus den gröbsten Vorwürfen heraus zu winden, die gegen das zu restriktive Digital-Rights-Management (DRM) der über iTunes bezogenen Inhalte protestierten.

Doch nun kommt der nächste Vorwurf, der auf
Marktabschottung in Europa lautet.
Den iTunes Kunden sei es nicht möglich, in den iStores eines anderen Landes einzukaufen. Dadurch sei es möglich, in jedem Land unterschiedliche Preisniveaus zu etablieren, die die Kunden dann in den höherpreisigen Ländern benachteilige.
Eine solche Handels-Abgrenzung entspricht nicht den EU Vorgaben.

Und damit logischerweise betrifft es nicht nur Apple allein, sondern natürlich deren Geschäftspartner. Sprich, auch eine Reihe der größeren Musikkonzene. Namen wurden noch nicht offiziell genannt, das wird sicherlich noch kommen.
(Quelle: Heise Newsticker)

Mutig, mutig

Dass die Musikindustrie einen enormen Einfluss hat, war ja schon des öfteren zu beobachten. Deren harmloseste Folge davon ist wohl, dass inzwischen jeder Kino-Geher vor dem Hauptfilm daran erinnert wird, dass er schon mit einem Bein im Gefängnis steht.

Zurück zum Thema.
Ich ziehe meinen Hut vor Neelie Kroes, die sich nicht scheut gegen die riesigen Konzerne anzutreten, vor denen so viele andere kuschen. Sie lässt sich nicht von deren Marktmacht beeindrucken, sondern setzt sich durch.

Respekt!

Keine Kommentare: