Nachdem Fußgängerampeln bereits seit Jahrzehnten in Betrieb sind, sollte das Wirkungsprinzip einer Fußgängerampel hinreichend bekannt sein. Auch für jene Ampeln, bei denen man auf einen Knopf drücken oder eine bestimmte Fläche berühren muss, damit sie für den gewünschten Überweg auf Grün wechselt.
TEST 1: Die Ampel zum umschalten veranlassen
Das Prinzip ist simpel. Labormäuse haben diesen Test schon vor Jahren perfektioniert. Wenn man auf einen bestimmt Knopf drückt, passiert etwas.
Im Fall der Mäuse gibt es Futter, im Fall einer Ampel ein kleines grünes Männchen.
Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die sich neben die Ampel stellen und dann einfach der Dinge harren, die da kommen. Wenn schon einer dort steht, sammeln sich meist die nächsten Fußgänger und warten ebenfalls (Herdentiere, siehe vorigen Post). Der Erste hätte sicherlich schon gedrückt, denken sie. Pustekuchen.
Wenn dann doch mal jemand auf die Idee kommt, zu drücken, dann ist es meistens jemand von der anderen Straßenseite, der als Erster bei seiner Ampelseite ankommt.
Alternativ bringen nur noch die Ungeduldigen die Rettung. Jene, die einfach nicht warten können und glauben, eine Ampel würde schneller schalten, je öfter sie den Knopf drücken. Tatsächlich, irgendwann schaltet die Ampel dann sogar. Einer der vielen Drückimpulse hat sie bestimmt dazu veranlasst.
Das ist auch so ziemlich die einzige Gelegenheit, bei der diese "Ungeduldsdrücker" nützlich sind. Normalerweise finde ich sie eher nervig bis beleidigend. Das sind jene, die im nächsten Test durchs Raster fallen.
TEST 2: Umgebung wahrnehmen
Ich finde es schon ein wenig beleidigend, wenn ich eben gerade den Knopf für die Ampel drücke und der Typ, der direkt hinter mir an die Ampel kommt, kaum einen Meter hinter mir, noch einmal drückt. Er muss es gesehen haben, so nahe wie er hinter mir stand.
Als ob ich zu doof wäre, einen Knopf zu drücken. Oder zu schwach, um den Impuls an der Schaltung auszulösen. Oder zu... ach, ich weiß es nicht.
Na schön, im Zweifel für den Angeklagten. Die meisten Ampeln liefern kein Feedback darüber, ob jemand bereits (richtig) gedrückt hat oder nicht. Deswegen entstehen auch besagte Ampelherden (s.o.), man weiß halt nicht, ob der Vordermann schon aktiv war.
Neulich war es eine Frau in den Mittzwanzigern, die es auf die Spitze getrieben hat.
Keine 10 Sekunden, nachdem ich den Drücker betätigt hatte, fühlte sie sich immer noch verpflichtet, die Schaltflache zu berühren. Das rot blinkende "Signal kommt" leuchtete vermutlich nur rein zufällig dort.
Geht das eigentlich nur mir so? Oder gehen diese Drücker auch anderen auf die Nerven?
TEST 3: Transferleistung
Bei einem erst frisch errichteten Hochbahnsteig ganz in der Nähe meiner Behausung ergab sich nun die Situation, dass der Bahnsteig und die Schienen so eng angeordnet sind, dass die Knöpfe für beide Füßgängerüberwege am selben Pfosten hängen.
Welchen Knopf soll man drücken? Stellen wir eine logische Überlegung an.
These 1: Ich nehme den Knopf, der auf der mir abgewandten Seite hängt.
Begründung: Er zeigt in Richtung der Straßenseite, auf die ich wechseln möchte.
Gegenargument: Ich müsste erst um den Pfosten herum greifen, damit ich ihn drücken kann.
Analyse: Klingt gar nicht so übel. Das Gegenarguments fällt nicht allzu schwer ins Gewicht. Diese Lösung könnte man sich schon einmal vormerken, falls These 2 nicht zutreffen sollte.
These 2: Ich nehme den Knopf, der auf der mir zugewandten Seite des Pfostens hängt.
Begründung: Bei allen anderen Ampeln in diesem Land ist es genauso eingerichtet.
Gegenargument: siehe These 1.
Analyse: Klingt auch nicht übel. Das Gegenargument, in Form von These 1, scheint durchaus nachvollziehbar. Allerdings ist die Begründung, gestützt durch zigtausende von realen existierenden Beispiel-Ampeln, wohl ungleich schwerwiegender.
Ich fasse die These noch einmal in andere Worte: Weil es immer so ist.
Puh, das war gar nicht so leicht!
Anders kann ich es mir nicht erklären, dass fast die Hälfte aller Personen, die von diesem Hochbahnsteig auf der der beiden Straßenseiten wechseln wollen, den falschen Knopf erwischt.
Das erschreckende daran: Schon rein statistisch gesehen besteht eine Chance von 50%, dass man den richtigen oder falschen Knopf erwischt! Wenn man nun bedenkt, dass es annähernd diese 50% sind, die immer noch auf den falschen Knopf drücken, muss man davon ausgehen, dass sich diejenigen, die Test 3 bestehen, in deutlicher Minderheit befinden. Denn sonst müsste die Erfolgsrate unweigerlich deutlich höher liegen.
Ich sehe nur eine Lösung, dieses Problem in den Griff zu bekommen:
Die Einwohner in der näheren Umgebung des besagten Bahnsteigs gehen besser nicht mehr ohne Labormäuse aus dem Haus.
1 Kommentar:
Im Namen des Gesetzes: Halt!
Wer sie kennt, weiß, was routinierte Rotlichtverstöße en masse bedeuten.
Die Rede ist von der Fußgängerampel vor dem Heidelberger Hauptbahnhof nebst dazugehörigen Gesetzesbrechern.
Jeden Morgen kann man beobachten, wie ansonsten ganz normal erscheinende Menschen angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit sich todesverachtend dem Fahrzeugverkehr entgegenwerfen.
Heute morgen jedoch bot sich nehmen Augen ein seltsames Bild: Zu sehen war eine rote Fußgängerampel, eine leere Straße - und auf beiden Seiten der Straße eine menschenmenge, die sich nicht im geringsten anschickte, die Straße zu überqueren.
Was war passiert?
Ein Polizist stand in einer der beiden Wartendenansammlungen...
Über die Absurdität des Szenarios waren sich wohl alle bewußt, denn auf vielen Gesichtern lag ein mehr oder weniger verstecktes Grinsen. Als die Fußgangerampel dann grün wurde, und die Menschen auf die Straße stürzten, ging sogar ein Auflachen durch die Menge.
Gute Laune am Morgen ist manchmal auch etwas Warten wert.
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